21.04.2012: FC Ramsau - TSV Freilassing II 6:5 (3:5)

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Hopfingers Jubiläum, Tor-Wahnsinn - und Graßls letztes Wort

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ramsau - Was für ein Spiel, was für ein Hitchcock! Elf Tore, der erste Ramsauer Sieg im neuen Jahr - und ein würdiger Rahmen für das Tor-Jubiläum von Richard Hopfinger, der beim spektakulären 6:5 (3:5)-Sieg des FCR gegen Konkurrent TSV Freilassing II doppelt traf und damit nach fünf Spielen ohne Treffer die “magische“ 100er-Marke knackte. Jetzt hat er genau 101 Mal für Ramsau geknipst. Zuvor hatten sich die stark ersatzgeschwächten 2010er in 45 Minuten schon fünf Gegentore eingefangen, gaben aber nie auf und kamen durch Hansi Graßl (76.) sogar noch zum viel umjubelten Siegtreffer. Wieder war es der 19-Jährige, der schon bei seinem Debüt im ersten Pflichtspiel des neu gegründeten FCR (damals 4:3 gegen Siegsdorf) den Schlusspunkt gesetzt hatte. Für Ramsau bedeutet der Dreier einen Riesenschritt im Abstiegskampf. “Der Sieger wird so gut wie durch sein“, hatte Coach Klaus Hillebrand schon vor der Partie verkündet.

 

Vor dem Spiel: Hillebrand musste im Vergleich zur Niederlage in Otting kräftig umbauen. Franz Maltan, Martin Zechmeister, Sepp Maltan und Maxi Palzer konnten nicht dabei sein, auch Hopfinger hätte eigentlich absagen müssen, stellte sich aber in den Dienst der Mannschaft. Außerdem fehlten Michael Flunk und Andi Zörner verletzt. So bot er Simon Zechmeister in der Innenverteidigung auf, Hansi Graßl beackerte den linken Flügel und Christoph Gschoßmann feierte sein Comeback im Sturm.

 

1. Halbzeit: Wer eine Minute zu spät kam, verpasste schon das erste Tor. Denn kaum hatte der TSV den ersten Angriff gestartet, schon musste FCR-Keeper Florian Keilhofer hinter sich greifen. Nach groben Abwehrfehlern in der Ramsauer Defensive kam Selahattin Dogamai aus zehn Metern frei zum Schuss, sein eigentlich harmloser Roller aufs linke Eck kullerte aber ins Netz, weil Keilhofer wegrutschte (1.). Und die Hintermannschaft der Gastgeber schlief munter weiter: Dogamai erwischte einen hohen Ball auf der rechten Seite durch und zimmerte die Kugel unbedrängt in Netz - ein Traumtor, und das frühe 0:2 (4.).

Doch Ramsau ließ sich nicht schocken und war ebenfalls in der Offensive präsent. Hopfinger erkämpfte sich einen Ball von einem TSV-Verteidiger, die Kugel sprang zu Torjäger Gschoßmann, der von links nicht lange fackelte und den Ball mit einer Berührung aus 13 Metern im langen Eck versenkte (9.). Die größeren Chancen, vor allem begünstigt durch haarsträubende Abwehrfehler der Ramsauer, hatten aber weiterhin die Gäste. Ein Kopfball nach einem Freistoß ging noch knapp drüber (12.), Keilhofer rettete in höchster Not stark gegen einen durchgebrochenen Stürmer - und dann zeigte Schiedsrichter Josef Sollacher auf den Punkt: FCR-Stürmer Stefan Votz hatte seinen Gegenspieler an der Strafraumkante gelegt. Den Protesten der Ramsauer zum Trotz verwandelte Dogamai mit seinem dritten Tor sicher rechts unten (15.).

Wieder fand Ramsau die prompte Antwort. Als nach Einwurf von Gschoßmann Spielmacher Hopfinger praktisch zum ersten Mal überhaupt im Strafraum der Freilassinger unterwegs war, langte diesmal ein Gästeakteur hin - und wieder gab es Foulelfmeter. In Abwesenheit von Kapitän Maltan übernahm Hopfinger nicht nur sein Amt, sondern auch das Strafstoßprivileg. Seit Oktober war er ohne Tor geblieben, jetzt setzte er die Kugel ins rechte untere Eck und besiegelte die “100“. Freilassings Keeper Bahri Karaduman war in der richtigen Ecke, konnte aber den Einschlag nicht mehr verhindern (20.). Übrigens: Auch Hopfingers erster Treffer, das 1:0 beim ersten Ramsauer Spiel, dem 10:0 in Bayerisch Gmain 2005, war ein Elfmeter gewesen.

Weiter ging es rauf und runter, die klareren Aktionen hatte aber der Gast. Nach einem Ballverlust im Zentrum war es Yilmaz Can, der frei auf Keilhofer zulief und Ramsaus Hoffnungen wieder zerstörte - 2:4 (26.). Ramsau brauchte diesmal etwas länger, um zu antworten, und wieder war es ein Standard, der zum Erfolg führte.  Marcel Bergunde führte einen Freistoß aus gut 40 Metern auf der linken Angriffsseite aus - und die Kugel flog in hohem Bogen ins rechte Eck (35.). TSV-Keeper Karaduman sah dabei alles andere als gut aus - er berührte den Ball zwar noch leicht, ließ ihn aber durchrutschen. Kurios: Ohne seine Fingerspitzen wäre der Treffer irregulär gewesen, da dem Freistoß ein Handspiel der Freilassinger zugrunde gelegen hatte.

In der denkwürdigen ersten Hälfte, mit acht Toren wohl die torreichste in der Ramsauer Geschichte, hatte Freilassing auch darauf aber noch eine Antwort. Einen überflüssigen Abspielfehler von Zechmeister nutzte Ertugrul Yalcin, der frei vor Keilhofer die Nerven behielt und links unten einschob (38.).

2. Halbzeit: Die Geschichte dieses Spiels war damit aber noch lange nicht geschrieben. Hillebrand wechselte doppelt, brachte für Votz, der terminlich ebenfalls nur eine Halbzeit spielen konnte, und Graßl zwei weitere junge Kräfte (Florian Rehlegger und Debütant Beni Scheidsach). Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte man ein wenig den Eindruck, als müssten beide Teams den Ereignissen der ersten 45 Minuten Tribut zollen. Doch Ramsau hatte noch etwas mehr im Tank.

Nach einer Flanke von Youngster Andreas Hackl von rechts stand Hopfinger auf dem linken Flügel blank und brachte den FCR mit einem Flachschuss ins rechte untere Eck mit dem 4:5 wieder näher heran (60.). Kurz darauf war das Spiel für den 30-Jährigen dann allerdings abrupt beendet: Nach einem rotwürdigen Einsteigen eines TSV-Defensivmanns konnte der Doppeltorschütze nicht weiterspielen. Die Partie wurde allgemein emotionaler, Diskussionen und Reibereien häuften sich.

Trotz dieses erneuten Nackenschlages gab jetzt Ramsau das Tempo vor, erspielte sich viele Freistöße und prüfte Karaduman aus der Distanz. Und so fiel dann auch der Ausgleich: Martin Datzmann, der das FCR-Spiel in dieser Phase immer wieder antrieb, netzte nach Foul an Hackl ein. Aus 20 Metern halblinker Position visierte er das rechte, also das Torwarteck an, einmal mehr machte Karaduman keine gute Figur (69.).

Ein weiterer Datzmann-Freistoß touchierte noch die Querlatte (71.), Ramsau drängte jetzt weiter nach vorne, während Freilassing vorne keinen Zugriff mehr fand. Trotz Hopfingers Auswechslung - Graßl war wieder im Spiel - witterte der FCR seine Chance. Und wie beim 4:3 gegen Siegsdorf, dem ersten Spiel als FC Ramsau, machte Hansi Graßl den Unterschied. Bei einer Hackl-Ecke von rechts stand er goldrichtig, hielt am Fünfmeterraum den Kopf hin und ließ Ramsau jubeln (76.). Freilassing hatte kurz davor noch den Torwart gewechselt. Die letzte Viertelstunde spielte 2010 überraschend souverän herunter - am Ende stand der Sieg.

Fazit: Keiner der Zuschauer hatte sein Kommen bereut. Der FCR bot ein wahres Spektakel, im negativen wie zu guter Letzt im positiven Sinn. Die acht Tore aus dem Hinspiel wurden nochmal getoppt. “So etwas habe ich auch noch nicht erlebt“, meinte etwa Torschütze Bergunde. Ramsau machte seinen katastrophalen Auftritt der ersten 45 Minuten wieder wett, Freilassing war sich seiner Sache schon früh zu sicher: Die Gäste hatten schon vor der Pause auf Zeit gespielt.  Nach der Pause beeindruckte 2010 mit starkem Offensiv-Fußball und kompakter Defensive. Der Fußball-Wahnsinn mit Happy End hatte natürlich zwei große Gewinner: Hopfinger, dessen Torlos-Serie mit einem Gala-Auftritt und dem Jubiläum endete (“Heute früh habe ich mal wieder Zielwasser getrunken!“), und Graßl, der einmal mehr das Zünglein an der Waage spielen durfte. So macht Fußball richtig Spaß - und der Klassenerhalt ist für Ramsau wieder greifbar nah.

 

Schema:

FCR: Keilhofer - Datzmann Mi. - Stöckl, Zechmeister S. - Bergunde,  Datzmann Ma. - Hackl, Hopfinger, Graßl H.46 - Gschoßmann, Votz46

Außerdem eingesetzt: Scheidsach (46.), Rehlegger (46.)

Spielereignisse:

0:1 Selahattin Dogamai (Rechtsschuss, 1.)

0:2 Selahattin Dogamai (Rechtschuss, 4.)

1:2 Christoph Gschoßmann (Rechtsschuss, Vorlage Hopfinger, 9.)

1:3 Selahattin Dogamai (Rechtsschuss, Foulfelfmeter, 15.)

2:3 Richard Hopfinger (Linksschuss, Foulelfmeter an Hopfinger, 20.)

2:4 Yilmaz Can (Rechtsschuss, 26.)

3:4 Marcel Bergunde (Rechtschuss, 35.)

3:5 Ertugrul Yalcin (Rechtsschuss, 38.)

4:5 Richard Hopfinger (Linksschuss, Hackl, 60.)

5:5 Martin Datzmann (Rechtschuss, direkter Freistoß an Hackl, 69.)

6:5 Hansi Graßl (Kopfball, Hackl, 76.)

 

Schiedsrichter: Josef Sollacher. Lag oft daneben, zog seine etwas kleinliche Linie aber immerhin durch. Beide Elfmeter waren Fehlentscheidungen, der erste war außerhalb, der zweite wohl kein strafstoßwürdiges Vergehen. Entschied sehr oft - gerade bei Freilassinger Angriffen - auf Abseits, und lag damit auch nicht immer richtig. Beim Einsteigen gegen Hopfinger muss er zwingend einen Platzverweis zeigen, ließ sich zudem auf viele Diskussionen mit den Spielern ein. Allerdings muss man ihm zugestehen: Das war wirklich keine einfach zu leitende Partie.

Zuschauer: Ca. 35

FCR-Spieler des Spiels: Richard Hopfinger. Obwohl er beim entscheidenden Treffer schon von draußen zusehen musste, war es durch seine Aktionen erst so weit gekommen, dass Ramsau noch im Spiel war. Gschoßmanns Tor hatte er vorbereitet, seinen Elfmeter selbst herausgeholt und verwandelt und das 4:5 nach der Pause draufgelegt. Wie immer zog er viele Freistöße und rackerte unermüdlich - und dass er überhaupt gekommen war, war schon aller Ehren wert. Der perfekte Tag für sein Jubiläum - Chapeau! Neben dem “Neuner“ muss man vor allem die Offensivabteilung loben, auch wenn Ramsau sich in der Defensive stark steigerte. Martin Datzmann war einmal mehr der Antreiber, Rechtsaußen Hackl bereitete drei Treffer vor, Gschoßmann musste von 0 auf 100 gehen und rieb sich in der Spitze auf - aber auch Keeper Keilhofer agierte bis auf seinen Lapsus zum 0:1 sehr sicher.

 

Lage: Wichtig! Neun Punkte beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang, dazu hat Ramsau im Vergleich zur Konkurrenz ein deutlich besseres Torverhältnis. Wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, müsste es auch in dieser Saison reichen. Ramsau hat Freilassing überholt und liegt jetzt wieder auf Rang 8. Aber: Am nächsten Samstag (28. April, 16 Uhr) empfängt der FCR Tabellenführer Bad Reichenhall II.

Ein Fehler zu viel: Last-Minute-Pleite bei Schlusslicht Otting

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